Wohin mit dem Geld? – Oft als Luxusproblem bezeichnet, stellt diese Frage Sparer in der Niedrigzinsphase vor ernsthafte Herausforderungen. Herkömmliche Geldanlagen wie Lebensversicherung und Bausparvertrag werfen kaum noch Zinsen ab. Strafzinsen für Geld, das auf dem Konto geparkt wird sind teilweise bereits Realität. Welche Möglichkeiten gibt es also noch seine Schäfchen ins trockene zu bringen und fürs Alter vorzusorgen? In diesem Beitrag stellen wir Optionen der Geldanlage in der Niedrigzinsphase vor.
Der neue Grundsatz lautet: Der Sparer muss selbst mehr Verantwortung für seine Geldanlage und Altersvorsorge übernehmen. Denn Geldanlagen mit garantierten Renditen gehören der Vergangenheit an. Soll das Investment Profit abwerfen, dann muss der Anleger auch Risiken eingehen. Dies bedeutet aber keinesfalls, dass das angesparte Kapital blind in riskanten Aktien oder Investmentfonds verfeuert werden sollte. Risikoarme Geldanlagen bilden nach wie vor die Basis. Doch auch hier gibt es Optimierungspotenzial.
Risikoarme Geldanlagen

In der Niedrigzinsphase dienen risikoarme Geldanlagen dazu vorhandenes Vermögen zu wahren und bilden den Grundbaustein für die Altersvorsorge. Neben klassischen Geldanlagen stellen wir euch auch weniger bekannte Alternativen vor.
Klassische Geldanlagen
Als Wertanlagen mit geringem Risiko für Sparer gelten nach wie vor klassische Anlageformen, wie Lebensversicherung oder Bausparvertrag. Hoffnung auf große Renditen besteht allerdings nicht. So lohnen sich diese Anlagen allenfalls für Sparer, den aktuellen Stand ihrer Altersvorsorge verwalten möchten. Dringend beachtet werden sollte aber, dass der Versicherer oder die Bausparkasse der Wahl einer Sicherungseinrichtung angehört. Denn wie sich abzeichnet, geraten Lebensversicherer und Bausparkassen zunehmend in Schieflage. Nachdem sich einst zugesagte Verzinsungen oft nicht mehr erwirtschaften lassen, versuchen Bausparkassen alte Verträge zu kündigen, und Lebensversicherer greifen auf Reserven zurück.
Der private Sicherungsfonds für Lebensversicherer ist die Protektor Lebensversicherungs-AG. Pflichtmitgliedschaft besteht für alle Lebensversicherer, die auf dem Gebiet der BRD ihr Versicherungsgeschäft betreiben. Ausnahmen bestehen aber für Zweigniederlassung der Versicherer aus dem EU bzw. EWR-Raum. So gehören beispielsweise Canada Life (Irland), Standard Life (Irland) und Scottish Widows (Luxemburg) diesem Sicherungsfonds nicht an.
Einlagen der Bausparkassen, mit deutscher Banklinzenz sind bis 100.000 € über die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken abgesichert. Öffentlich-rechtliche Bausparkassen (wie Landesbausparkassen) sind zum Teil zusätzlich über Einlagensicherungsfonds abgesichert.
Festgeldkonten in Fremdwährung
Für Festgeldkonto werden inzwischen immer häufiger auch Negativ- bzw. Strafzinsen berechnet. Über offen Bankgeschäfte „parken“ Kreditinstitute Teile ihrer Kreditreserven bei den Zentralbanken. Diese geben einen Leitzins vor, mit dem eingelagerte Gelder verzinst werden. Seit 2016 liegt der EZB-Leitzins bei 0,00 %, die Banken können also kaum Zinsen an Sparer weiterreichen.
Wie die nachfolgende Grafik zeigt, hat die US-Notenbank FED (Federal Reserve Bank) im Gegensatz zur EZB (Europäische Zentralbank) die Leitzinsen erhöht. US-Banken können also höhere Zinsen an Ihre Kunden weiterreichen.

Wer sein Guthaben in US-Dollar auf einem Festgeldkonten anlegt, profitiert von einem besseren Zinssatz. Folgende Kreditinstitute bieten Festgeldkonten in US-Dollar an:
IKB Deutsche Industriebank AG | Deutschland | 1,8% (6 Mon.) | 2,0% (12 Mon.) | 2,0% (5 J.) |
Greensill Bank AG | Deutschland | 2,0% (6 Mon.) | 2,5% (12 Mon.) | – |
Die Greensill Bank und IKB Deutsche Industriebank haben eine deutsche Bank-Lizenz, d.h. Einlagen bei diesen Banken sind ebenfalls, bis 100.00 € über die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken abgesichert. Weitere Anbieter sind die pbbdirekt (Deutsche Pfandbriefbank AG), FirstSave Euro, oder die BlueOrange Bank.
Wer ein US-Dollar-Festgeldkonto eröffnen möchte, muss zunächst über ein Tagesgeldkonto verfügen. Der Anlagebetrag (i.d.R. mindestens 5.000,00 €) muss dann zunächst von Euro in US-Dollar umgewandelt werden. Hierfür werden Gebühren fällig.
Der tatsächliche Rückzahlungsbetrag ist zudem abhängig vom Wechselkurs Euro-US-Dollar.
ETFs (Exchange Traded Funds)
Mit der Wirtschaft geht es auch im Niderigzinsumfeld (noch) bergauf, wie der 10-Jahres-Chart des DAX zeigt. Demnach hat sich der Wert des DAX in den vergangenen 10 Jahren fast verdreifacht. Nenneswerte Einbrüche sind dem Kurs dagegen kaum zu entnehmen.

Als Aktienindex kann der DAX selbst nicht gehandelt werden. Aber es gibt so genannte ETFs (Exchange Traded Funds), welche die Zusammensetzung verschiedener Aktienindizes nachbilden. Unterschieden wird zwischen physischen und synthetischen ETFs. Physische ETFs investieren tatsächlich in Aktien des nachgebildeten Index, wohingegen bei synthetischen ETFs die Wertenwticklung von einem Kreditinstitut zugesichert wird.
Wie verschiedene Portale berichten, sind ETFs deutlich günstiger als gemanagte Aktienfonds. Dies düfte auch daran liegen, dass ein aktives Management für einen ETF nicht notwendig ist. Zusätzlich sind ETFs im Insolvenzfall des Fondsanbieters, als Sondervermögen geschützt.
Um in ETFs zu investieren benötigt man ein Depotkonto bei einer Bank.
Mittleres Risiko

Während klassische Wertanlagen der Absicherung dienen, können mit einer etwas risikoreicheren Anlageform gute Renditen erzielt werden. Im Durchschnitt der letzten Jahre erwirtschafteten Aktien ein deutliches Plus gegenüber festverzinslichen Anlageformen.
Immobilien
Eine oft gehörte These: „Die sicherste Geldanlage in der Niedrigzinsphase sind Immobilien“. Warum wir Immobilien dennoch unter „mittleres Risiko“ aufführen, erfahren Sie hier.
Finanzexperten und Medien werden nicht müde zu betonen, dass die Niedrigzinsphase noch mindestens 10 Jahre anhalten wird. Wer es also über die Mittel verfügt, einen Immobilienkredit innerhalb der nächsten 10 Jahre abzubezahlen, für den ist das Risiko beim Immobilienkauf tatsächlich überschaubar. Die meisten Anleger setzen allerdings auf eine längerfristige Finanzierung.
Dank dem Niedrigzinsumfeld sind Zinsen für Immobiliendarlehen derzeit besonders günstig. Das ändert sich aber schnell, wenn eine Zinsbindung von mehr als 10 Jahre vereinbart wird. Die Immobilienkrise hat gezeigt, dass sich das Umfeld mitunter abrupt ändern kann. Das Rest-Darlehen kann nach Ablauf der Zinsbindung aber zur Belastung werden. Bietet die Bank die Fortführung schließlich nur zu einem angepassten höheren Zinssatz an, muss entweder die Rückzahlungsrate erhöht, oder die Tilgung verkleinert werden.
Die Immobilienkrise in den USA hat gezeigt, dass in so einem Fall auch die Immobilienpreise abstürzen. Sparer, die die höheren Raten nicht stemmen können, sind gezwungen ihre Immobilie zu einem ungünstigen Zeitpunkt, evtl sogar mit Verlusten zu verkaufen.
Um dennoch von dem aktuellen Immobilien-Boom zu profitieren, können z.B. offene Immobilienfonds, eine Alternative sein. Doch auch hier ist Vorsicht gefragt. Offene Immobilienfonds investieren das anvertraute Vermögen auch an der Börse. Zudem ist eine Liquiditätsreserve von mindestens 5% vorgeschrieben. Sinken die liquiden Mittel unter diesen Wert, muss der Fonds zeitweilig geschlossen werden. Laut Stiftung Warentest schneiden viele angebotene Immobilienfonds eher schlecht ab. Die Tester raten wegen des hohen Risikos maximal 5% des Barvermögens in Immobilienfonds zu investieren.
Aktienfonds
Aktienfonds bieten gegenüber Aktien den Vorteil, dass hier mehrere Aktienpakete, oft zu einem bestimmten Thema zusammengeschnürrt sind. Durch die Verteilung auf verschiedene Werte ist das Risiko gestreut. Bricht ein Aktienkurs ein, wird dies durch den Wert der anderen Anteile abgefedert. Als Geldanlage in der Niedrigzinsphase sind Aktienfonds durchaus geeignet, um von dem Wirtschaftswachstum zu profitieren.
Hohes Risiko

Mit den in dieser Kategorie vorgestellten Anlageformen lassen sich gerade in der Niedrigzinsphase zum Teil starke Gewinne erwirtschaften. Doch die Strategie ist janusköpfig. Die Kehrseite der Medaille ist das Risiko des Wertverfalls bzw. Zahlungsausfalls.
Rohstoffe und Edelmetall
Ein heißer Tipp von Finanzexperten sind derzeit Geldanlagen in vermeintlich werthaltige Rohstoffe, wie z. B. Edelmetalle. Hierbei wird empfohlen, in physisch vorhandene Wert zu investieren. Merhere Anbieter halten daher in geeigneten Lagerhallen z.B. seltene Erden vor, und verwalten diese für Kunden. Gold wird auch mal in Bunkern oder Tresoren sicher untergebracht.
Der steigende Goldpreis zeigt: In der Tat greifen in der Niederigzinsphase Anleger vermehrt zu Wertanlagen in Edelmetall. Gold und Silber gelten als besonders krisensicher. Dennoch ist der Markt für seltene Erden und Edelmetall hoch volatil. Verbraucherschützer warnen daher vor dem hohen Risiko.
Kryptowährungen
Vor nicht allzu langer Zeit hat der Bitcoin ein paar „nerds“ zu Millionären gemacht. Waren Kryptowährungen in den Anfangszeiten nur Eingeweihten und einigen Glücksrittern vorbehalten, kann heute jeder problemlos in Bitcoins, oder andere Token investieren.
Der Einstieg erfolgt hierbei stets über den Ankauf von Bitcoins. Diese können über einen Händler, oder direkt auf Marktplätzen, wie coinbase.de erworben werden. Anschließend kann man Bitcoins auch gegen andere (auf dem jeweiligen Portal gehandelte) Tokens eintauschen.
Der Kryptowährungsmarkt ist jedoch unberechenbar. Kurssprünge und Abstüze von 100% oder mehr über Nacht, sind keine Seltenheit. Daher sollte man hier allenfalls Finanzreserven investieren, auf die man nicht dringend angewiesen ist.